Für Interessierte
Wozu dient der ICD-10-Schlüssel?
- ICD steht für International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems. (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme)
- Er ist die weltweit gültige Klassifikation von Krankheiten und wird von der WHO herausgegeben.
- In Deutschland ist die ICD-10-GM (German Modifikation) seit 2000 verbindlich. (ICD 11 in Einführung seit 2019, in Deutschland voraussichtlich 2027/2028)
- Ärzt:innen sind verpflichtet, Diagnosen nach ICD zu verschlüsseln, damit:
• Krankenkassen die Verordnungen prüfen und abrechnen können
• klinische Register und Epidemiologie erfasst werden
• eine einheitliche Kommunikation im Gesundheitssystem möglich ist
• Therapien (z. B. KPE) mit der richtigen Indikation verordnet werden
Das heißt: Die KPE kann nur auf Basis einer gesicherten ICD-10-Diagnose ärztlich verordnet und von der Kasse erstattet werden.
ICD-10 Codierungen in der Onkologie (Frauenheilkunde)
Bedeutung für die Heilmittelverordnung:
ICD-10-Diagnosen sind die Grundlage für die medizinische Dokumentation, die Abrechnung und die Ausstellung von Heilmittelverordnungen (Muster 13).
- Primärdiagnosen erfassen die bösartigen Neubildungen (z. B. Brustkrebs, Ovarialkarzinom, Zervixkarzinom). Diese finden sich im C-Kapitel (C50–C58).
- Sekundärdiagnosen beschreiben Metastasen, Lymphknotenbefall und Fernmetastasen (C77–C79).
- Zusatzcodierungen wie Z51.5 markieren, wenn die Behandlung im palliativen Kontext erfolgt.
Für die Onko-Lymphologie und die Verordnung der Komplexen Physikalischen Entstauungstherapie (KPE) sind daneben Nebendiagnosen entscheidend. Diese beschreiben das Lymphödem als Folge einer onkologischen Erkrankung oder einer Tumortherapie:
- I97-Codes: Lymphödeme nach operativen Eingriffen, häufig nach Brustkrebsoperation mit Lymphknotenentfernung.
- I89-Codes: Sonstige nichtinfektiöse Erkrankungen des Lymphsystems, inkl. stadiengerechter Zuordnung des Lymphödems.
- Q82.0: Hereditäres Lymphödem (seltener, aber wichtig zur Abgrenzung).
Zusatzkennzeichen und Diagnoseschlüssel (immer relevant!)
- G = gesichert (Diagnose bestätigt)
- V = Verdacht (noch nicht gesichert)
- A = ausgeschlossen (Verdacht bestand, wurde aber ausgeschlossen)
- Z = Zustand nach (z. B. Zustand nach Mammakarzinom)
- R / L / B = Seite rechts, links, beidseits
Diagnose Schlüssel:
- LY a
Typisch nach operativer Entfernung von Lymphknoten (z. B. Axilla bei Brustkrebs), auch nach Radiatio - LY b
Schädigung der Haut (Verdickung von Kutis, Subkutis, trophische Veränderungen der Epidermis)
Entspricht fortgeschritteneren Stadien mit Hautbeteiligung (Fibrosen, trophische Störungen) - LY c
Schmerzen Zusatzangabe bei symptomatischen Lymphabflussstörungen, wichtig zur Begründung der KPE
Informatives zur Therapieanweisung einer KPE
⚠️ Hinweis
Die Komplexe Physikalische Entstauungstherapie (KPE) ist das anerkannte Heilmittel bei allen Formen von Lymphödemen und lymphostatischen Folgeerkrankungen.
Indikationen:
Sie ist als vorrangiges Heilmittel mit einem ergänzenden Heilmittel zu verordnen und umfasst die Manuelle Lymphdrainage mit anschließender Kompressionsversorgung, ergänzt durch Übungsbehandlung oder physikalischen Maßnahmen.
Eine KPE wird in zwei Phasen durchgeführt:
Phase I in der Akutphase der Erkrankung-zur intensiven Entstauung und Vermeidung chronisch invalidisierender Lymphostase (CIL) sowie überschießender Wundheilungsstörungen.
Phase II in der subakuten oder chronischen Phase der Erkrankung- zur Optimierung, Stabilisierung und Erhaltung des Behandlungsergebnisses.
„Ein entstautes Gewebe ist die beste Prävention lokaler Rezidive.“
„Man bemerkt, dass nichts im Leben zu fürchten ist, sondern nur zu verstehen.“”
Marie Curie (1867-1934) Physikerin, Nobelpreisträgerin
Dr. med. Hans Wilfried „Willi“ Jungkunz
Biografie
- Niedergelassener Facharzt für Dermatologie in Friedberg (Hessen).
- Schwerpunkt: Lymphologie und Phlebologie, insbesondere die Diagnostik und Therapie von Lymphödemen, Lipödemen und komplexen Schwellungszuständen.
- Aufbau einer Praxis mit starkem Bezug zur lymphologischen Forschung und Publikationstätigkeit.
- Zusammenarbeit u. a. mit Janet Massey (Forschung zur Dermisdicke und Lymphgefäßdiagnostik).
Medizinisches Vermächtnis ( 👍Stand 2025)
Einbindung der Lymphologie in die Dermatologie: Brücke zwischen Hauterkrankungen, venösen Problemen und lymphatischen Stauungen.
Dr. med. Hans Wilfried (Willi) Jungkunz, Dermatologe mit Schwerpunkt Lymphologie und Phlebologie in Friedberg (Hessen), prägte den Begriff CIL – chronisch invalidisierende Lymphostase.
Mit diesem Terminus beschrieb er die schweren, fortschreitenden Formen der Lymphstauung, die Patient:innen nachhaltig in ihrer Lebens- und Erwerbsfähigkeit beeinträchtigen.
Sein Ansatz verband die klinische Beobachtung mit einem tiefen Verständnis für die Entzündungsmechanismen in den Geweben – er erkannte früh, dass Lymphostase und akute Inflammation untrennbar miteinander verknüpft sind.
- Diagnostische Weiterentwicklung: Einsatz von Hochfrequenz-Ultraschall (18 MHz) zur Messung der Dermisdicke und zur Verlaufsdokumentation bei Lymphödemen.
- Therapeutische Innovationen: Praxisberichte zu komplexen lymphostatischen Krankheitsbildern (z. B. Elephantiasis, sekundäre Fußlymphödeme, posttraumatische Ödeme).
- Publizistische Beiträge: Zahlreiche Fallberichte und Artikel in der Fachzeitschrift LymphForsch sowie Beteiligung an methodischen Arbeiten im Rahmen von Leitlinien.
Bedeutung
Dr. Jungkunz gilt als ein wichtiger klinischer Praktiker und Publizist der deutschen Lymphologie.
Sein Name steht für die Integration von praktischer Versorgung, wissenschaftlicher Falldokumentation und diagnostischer Innovation.
Mit dem Begriff CIL (Chronisch invalidisierende Lymphostase) schuf Jungkunz ein Bewusstsein dafür, dass chronische Lymphstauungen nicht nur mechanische Probleme der Drainage sind, sondern entzündliche Prozesse in Gang setzen, die das Gewebe dauerhaft schädigen.
Die akute Inflammation – ausgelöst durch Stau, Proteinablagerung und immunologische Reize – war für ihn der Schlüssel zum Verständnis der fortschreitenden Pathophysiologie der Lymphostase.
Sein Vermächtnis:
- CIL als Modell, das KPE (Manuelle Lymphdrainage, Kompression, Bewegung, Hautpflege) unentbehrlich macht.
- Das Wissen, dass rechtzeitige Entstauung entzündliche Prozesse bremsen kann.
- Und die Mahnung, dass unbehandelte Lymphostase durch chronische Inflammation in eine invalidisierende Erkrankung mündet.
Praxisadresse:
- Haingraben 11, 61169 Friedberg
- https://www.hautarztfriedberg.de/phlebologie/
- Praxis/Team: „Hautarztpraxis Friedberg“, Infos zu Sprechzeiten, Team und Schwerpunkten online; eigene Unterseite „Publikationen“.
Auswahl an Publikationen
- Jungkunz HW. Alltagsintegrierte physikalische Entstauung einer bisher therapierefraktären lymphostatischen Elephantiasis. LymphForsch 1998;2:108–110.
- Jungkunz HW. Sekundäres Fußlymphödem nach Trauma, Weichteilnekrose und Latissimus-dorsi-Transplantat. LymphForsch 1999;3:28–30.
- Jungkunz HW. Postischämisch–postrekonstruktives Ödem in der Lymphpraxis. LymphForsch 1999;3:104–105.
- Jungkunz HW, Massey J. Dermal Depth in normal patients and those with lymphoedema measured with 18 MHz ultrasound. (ResearchGate Preprint).
Hanne Marquardt
Hanne Marquardt (1933-2025) war eine ausgebildete Krankenschwester, Masseurin - Kneipp Bademeisterin und Heilpraktikerin, die Pionierin der Fußreflexzonenarbeit.
Kurzportrait
- Ausbildung: Krankenschwester (1951-1954), Masseurin und Kneippbademeisterin in Boppard tätig (1955-1956) und Heilpraktikerin ( seit 1962), geprägt durch naturheilkundliche Arbeit und Erfahrungen in England.
- 👣 Fußreflexzonentherapie: Aufbauend auf den Erkenntnissen von Eunice Ingham (USA, 1930er Jahre) entwickelte Hanne Marquardt ab den 1950er/60er Jahren die Methode weiter, systematisierte sie und machte sie in Europa bekannt.
- Zentrale Idee: Der gesamte Körper spiegelt sich in Reflexzonen an den Füßen wider. Durch gezielte Druck- und Grifftechniken können Funktionen der Organe, Muskeln und Systeme angeregt oder reguliert werden.
- 🏫 Schulen: 1958 erste Praxis in Deutschland; ab 1967 Aufbau von Lehrinstituten. Heute gibt es das „Lehr Team Hanne Marquardt Fußreflex®“, dass die Methode weiterträgt.
- Hanne-Marquardt-Fussreflex-Internationaler Lehrerverband
- Anwendung: Die Fußreflexzonentherapie gilt als komplementäre Methode – fördert Durchblutung, regt Selbstheilungskräfte an, unterstützt bei Schmerzen, Stress, chronischen Erkrankungen, und auch in der Palliativ- und Onkologiepflege wird sie eingesetzt.